Konstatin von Notz

24. April 2024

Ur-Großvater des Konstatin von Notz: Oberst Ferdinand Wilhelm Robert Alexander Franz von Notz, geboren am 21.09.1870, gest. 18.02.1953. Gründer einer Ortsgruppe des Juden hassenden faschistischen Stahlhelm-Bund (1924), der wesentlich an der Zerstörung der Weimarer Republik mitgewirkt hat. Keine Angaben zur Zeit 1933-1945. 

Großvater: Ferdinand von Notz, geboren 1909, gefallen 1942 in Russland. Keine Angaben zur Zeit 1933-1942.  

Vater: Friedhelm von Notz, geb. 18.03.1935, gest. 03.01.2008. 

Bruder oder Cousin des Großvaters: Major Friedrich Wilhelm von Notz, geb. 27.04.1915, gest. 26.01.1996. Deutsches Kreuz in Gold am 5. Juni 1943 und Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 23. März 1945, weil er als Kommandeur des Ausbildungs-Regiment 1233 wenige Tage vor Kriegsende Jungen und alte Männer in ihren Tod in der Schlacht in den Seelower Höhen führte, um Hitler noch ein paar Tage länger an der Macht zu halten, während die Reste der deutschen Städte im Feuer in Schutt und Asche fielen. 

Ich habe am 25.04.2024 eine Anfrage an das Bundesarchiv gestellt, ob Herr Ferdinand von Notz in der dort verwahrten Mitgliederkartei der NSDAP genannt ist. Und ich habe am 26.04.2024 einen Auftrag zu einer Recherche zu Militärangehörigen betreffend Herrn Ferdinand von Notz gestellt. 

Das Bundesarchiv hat mir mit einem Schreiben vom 02.05.2024 mitgeteilt, weder zu Herrn Ferdinand von Notz, geb. 1870, noch zu einem Herrn Ferdinand von Notz, geb. 1909, seien Angaben in den relevanten Beständen und personenbezogenen Sammlungen zur Mitgliedschaft in der NSDAP bzw. in angeschlossenen Vereinen und Verbänden, wonach ich gar nicht gefragt hatte, enthalten. Aufgrund von Geringfügigkeit werde zum jetzigen Zeitpunkt auf die Erhebung von Gebühren verzichtet. Schreiben

Seltsam ist nur, ich habe am 27.04.2024 auch eine Anfrage zu meinem Vater gestellt, und am 07.05.2024 die Nachricht erhalten, Recherchen durch das Bundesarchiv seien grundsätzlich kostenpflichtig mit 5,00 Euro je angefangener Viertelstunde, und wenn ich eine solche Recherche mit diesen Kosten beauftragen wolle, möge ich bitte zunächst das beigefügte Antragsformular eines Benutzungsantrags ausgefüllt einreichen. Schreiben

Ich habe die Recherche daraufhin so beauftragt. 

Am 03.05.2024 hatte ich auch eine Anfrage zu Herrn Friedrich Wilhelm von Notz gestellt. Mit einem Schreiben vom 15.05.2024 hat mir das Bundesarchiv mitgeteilt, auch zu Herrn Major Friedrich Wilhelm von Notz seien keinerlei Angaben in den relevanten Beständen und personenbezogenen Sammlungen zur Mitgliedschaft in der NSDAP bzw. in angeschlossenen Vereinen und Verbänden enthalten. Aufgrund von Geringfügigkeit werde letztmalig auf die Erhebung von Gebühren verzichtet. Schreiben

Auf die Anfrage zu einer Recherche zu Militärangehörigen habe ich bislang keine Antwort erhalten. 

Am 22.05.2024 erhielt ich dann per Post von dem Bundesarchiv ein Formular für einen Benutzungsantrag in Bezug auf Herrn Ferdinand von Notz, den ich noch nicht eingereicht habe. Weil es seltsamer Weise nun mir schäbig vorkommt, was andere Menschen verdrängen, gegen ihren Wunsch laut auszusprechen. 

Das Bundesarchiv hat mir am 13.06.2024 freundlicher Weise die Auskunft gegeben, mein Vater sei am 20.04.1943 mit der Mitgliedsnummer 10 081 446 in die NSDAP aufgenommen worden. Das dürfte zu der Zeit gewesen sein, als er 19jährig zur Wehrmacht eingezogen und als – ich glaube – Unteroffizier an die Ostfront geschickt wurde. Dazu habe ich auch Bilder einer Karteikarte aus dem Gau-Archiv und einer solchen Karte gleichen Inhalts aus der NSDAP-Mitgliederkartei erhalten. 

Am 19.06.2024 äußert sich Herr Habeck vor der Bunte über seinen Ur-Großvater (SS-Brigadeführer) und seinen Großvater (Obersturmführer der SA). welt

Von Konstatin von Notz ist nur die öffentliche Erklärung bekannt, sein Ur-Großvater sei sehr konservativ, eher das Ur-Bild eines preussischen Soldaten gewesen, wohingegen sein im Krieg gefallener Großvater eher progressiv gewesen sei, was in einfacher Sprache dann wohl eine SS-Mitgliedschaft bedeutet (Gespräch in Herder Hefte 11/2020 „Das Freiheitsversprechen“). 

Am 10.04.2025 berichtet die NZZ über einen (für nicht gerade im Urlaub ihrer Investments befindlichen antifaschistischen Leser) gesperrten Artikel der Zeit, wonach ein Historiker bei Recherchen zu anderen Themen im Bundesarchiv zufällig die Karteikarte entdeckt habe, mit welcher der progressive Herausgeber des Suhrkamp Verlages Herr Siegfried Unseld 1942 als Siebzehnjähriger der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 9 194 036 beigetreten sei.   

Die ‚Zeit‘ hat den Fall jetzt öffentlich gemacht. In der deutschen Wochenzeitung wird mit Pathos nicht gespart. ‚Die Entdeckung berührt die Grundfesten, auf denen das Land seit Jahrzehnten intellektuell und moralisch agiert‘, heisst es dort. Vom ‚geheimen Schuldmotor‘ ist die Rede, der Unseld bei seiner Verlagsarbeit angetrieben habe. Das ist unangenehm parfümierte moralische Kaffeesudleserei. Aber wenn das Lebenswerk Siegfried Unselds nach dem Krieg ein Aufklärungsprojekt war, dann war es vielleicht auch ein Selbstaufklärungsprojekt„. 

Oder nur.