Sankt Aegidio
Am Samstag den neunten September 2023, als ich morgens zwischen den Drogenabhängigen in den Hauseingängen und durch die Gruppe von schwarzen Dealern und am Boden herumliegenden Alkoholikern vor dem Supermarkt in der Wrangelstraße in Berlin Kreuzberg zum Einkaufen ging, sah ich wie eine Erscheinung eine große Gruppe ordentlich angezogener, zivilisierter und fröhlicher Menschen jeden Alters hintereinander die Straße entlang gehen, weshalb ich dachte, es müssten Franzosen oder Italiener sein. Es waren Italiener, wie ich dann hörte, die zur Kirche St. Marien Liebfrauen zogen. Ich habe dann ein älteres Paar auf Italienisch gefragt, worum es sich handelt, und sie antworteten, Sankt Egidio, was ich erst nicht versehen konnte, da ich nur einen kleinen Berg mit dem Namen Monte Sant’Egidio in der Toskana kenne, auf den ich einmal gewandert bin, und an dessen Hängen zur einen Seite die seit der etruskischen Zeit, also seit etwa 600 v. Chr. bestehende Stadt Cortona liegt, in deren Nähe seit dem 13. Jahrhundert der Pilgerweg Via Romea von Stade nach Rom verläuft. Aber bevor ich nachfragen konnte, zogen sie sich langsam rückwärts in die Gruppe zurück, da sie mich wohl für einen weiteren der Drogenabhängigen oder Verrückten dieses Viertels hielten. Ich habe dann nachgelesen, und es handelte sich um die christliche Laiengemeinschaft Sant’Egidio, die vom 10. bis 12. September 2023 in Berlin ihr internationales Treffen „Den Frieden wagen“ abgehalten hat. Der Name stammt von dem ehemaligen Kloster Sant’Egidio in Rom Trastevere (jenseits des Tiber), in welchem die Gemeinschaft ihren Sitz hat, benannt nach dem Heiligen Aegidius, der in dem nach ihm benannten Saint-Gilles in Frankreich gelebt hat, und nach dem immer noch viele Orte und Feste in Europa benannt sind. In Deutschland unter anderem das Fest Gillamoos in Abensberg, das älteste Volksfest in Bayern, das auf den Namen einer Ägidius-Wallfahrt zurückgeht, der wiederum durch eine Verballhornung des Namens der Kapelle St. Gilg am Moos entstanden ist, wobei Gilg eine süddeutsche Form des Namens Ägidius ist und dessen Festtag der 1. September.
Manchmal denke ich, die Sprache der Neuen Linken in Deutschland ist das Gestammel von Barbaren.